Geldbörse mit Schneeleopard – Ein 3-Stunden-Nähprojekt

Eigentlich nähe ich ja keine Geldbörsen. Irgendwann habe ich das mal beschlossen. Auch wenn meine Money Bag damals gar nicht so schlecht aussah, das Nähen von Portemonnaies ist eine Wissenschaft für sich, die ich lieber anderen überlassen wollte. Aber nun habe ich in der Vorbereitung zu meinem Taschen-Nähkurs entschieden, dass ich mit den TeilnehmerInnen auch eine Geldbörse nähen möchte. Doch wie sieht das Modell aus, das man innerhalb von 3 Stunden fertigstellen kann? Denn so viel Zeit haben wir im Nähkurs für ein Projekt. Das Ergebnis schaut so aus:

Tatsächlich hat es ziemlich viel Spaß gemacht, das Portemonnaie samt Innenleben auszutüfteln. Im Netz gibt es ja unzählige Beispiele, wie man so ein Täschchen nähen und aufteilen kann. Ich habe mich für ein handliches Format von 10 x 14 cm und ein Steckschloss als Verschluss entschieden. Natürlich könnte man stattdessen auch einen Druckknopf anbringen.

Schneeleoparden auf Stoff

Der Stoff heißt „Snow Leopard“ und ist von Cotton + Steel, entworfen von Rashida Coleman-Hale. Ich habe ihn letztes Jahr auf der Nadelwelt in Karlsruhe gekauft. Ehrlich gesagt dachte ich, oh was für ein witziger Katzenstoff. Mir war nicht klar, dass das Schneeleoparden sein sollen. Jetzt gefällt er mir noch besser. Ich habe gelesen, dass der Schneeleopard in Kirgisistan „Geist der Berge“ genannt wird. Er lebt ganz scheu als Einzelgänger in den Hochgebirgen Asiens, perfekt angepasst an das raue, kalte Klima dort. Leider ist der Schneeleopard vom Aussterben bedroht. Nur noch ein paar tausend Tiere leben in freier Wildbahn.

Den Karostoff von Moda mag ich auch sehr. Er heißt „Farm Fresh“ und ist so toll! Kombiniert habe ich ihn hier mit einem roten Bella Solids namens „Betty’s Red“ und einem Stück Webband „Woodpecker Flowers“. Natürlich braucht ein Portemonnaie auch ein bisschen Verstärkung. Für Stabilität sorgen die Vlieseinlagen H 250 und G 700. Auf den Außenstoff habe ich außerdem H 630 gebügelt. Ich mag die weiche Haptik.

Das Innenleben der Geldbörse

Die Geldbörse hat ein Münzfach mit Reißverschluss. Dahinter befindet sich ein Fach für Geldscheine. Wie man auf dem Foto sieht, ein 5-Euro-Schein passt genau hinein. Größere Scheine muss man einmal in der Mitte falten. Unten habe ich ein Kartenfach aufgesetzt, das aus einem langen Stück Stoff mit Berg- und Talfalten besteht. 3-6 Scheckkarten haben dort locker Platz. Rechts daneben in der schmalen Abteilung können Passfotos, kleine Zettel oder Bonuspunkte einsortiert werden. Hinter den Scheckkarten ist Platz für größere Ausweispapiere wie den alten Führerschein. Wie du siehst, habe ich noch den rosafarbenen Lappen.

Mir gefällt die Aufteilung sehr gut. Für meine Bedürfnisse ist alles untergebracht. Aber natürlich hat da jeder so seine individuellen Vorlieben und Gewohnheiten. Wie cool eigentlich, dass wir uns eine Geldbörse nähen können, wie sie uns gefällt. Das muss man gar nicht anderen überlassen. Das kann man doch selber machen! Ich bin jedenfalls begeistert und gespannt, was die Teilnehmerinnen meines Taschen-Nähkurses dazu sagen. Ob wir, wie geplant, mit 3 Stunden hinkommen? – Ich bin zuversichtlich. Das wird klappen!

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Wäschebeutel mit Französischer Naht

Wie nähe ich einen Beutel ohne Futter, dass er auch innen schön aussieht? – Du könntest die Stoffkanten vor dem Nähen mit der Overlock-Maschine oder einem Zickzackstich versäubern. Dann sind die offenen Schnittkanten umschlossen und ziehen keine Fäden mehr. Es gibt aber noch eine andere, elegantere und hübschere Lösung: die Französische Naht. Die möchte ich dir heute am Beispiel meines Wäschebeutels zeigen.

Wäschebeutel – Wozu braucht man das?

Na, auf Reisen zum Beispiel! Früher habe ich im Urlaub meine schmutzige Wäsche in eine Plastiktüte gesteckt. Ich vermute mal, das machen die meisten so. Seit ein paar Jahren benutze ich dafür aber lieber einen Stoffbeutel. Mir gefällt, dass ich den Beutel dank Tunnelzug und Kordel schön zuziehen kann und dass er immer wieder verwendbar ist. Nach dem Urlaub gebe ich ihn einfach mit in die Waschmaschine und lege ihn anschließend sauber in die Schublade, bis zur nächsten Reise.

Wäschebeutel 2.0 mit Französischer Naht und applizierter Tulpe

Mein erster Wäschebeutel sah aus wie Hund, wie man bei uns so schön sagt. Ein Tag vorm Urlaub ist mir eingefallen, dass ich unbedingt so einen Beutel brauche. Und natürlich hatte ich eigentlich gar keine Zeit zum Nähen. Deshalb habe ich ratzfatz zwei Rechtecke und einen Tunnelzug aus einer ausrangierten Bluse geschnitten, schnell mit der Ovi zusammengetackert, und fertig war das Ding. Nicht besonders schön, nicht sehr haltbar. Es war klar: Das nähe ich irgendwann noch mal ordentlich. Dann aber mit Französischer Naht. Et voilà, hier ist mein Wäschebeutel 2.0 mit applizierter Tulpe.

Geisterfahrt an der Nähmaschine

Als ich die Französische Naht zum ersten Mal nähte, sträubte sich alles in mir. Man muss ein Gesetz über Bord werfen, das einem über Jahre in Fleisch und Blut übergegangen ist: das Rechts-auf-Rechts-Nähen. Die Französische Naht, auch Rechts-Links-Naht genannt, funktioniert anders. Zwei Stoffe werden links auf links gelegt und zusammengenäht. Das fühlt sich für mich so an, als würde ich wie eine Geisterfahrerin mit dem Auto auf der linken Spur fahren. Erst mal sehr komisch und total falsch.

Die Französische Naht – Schritt für Schritt

Aber das ist der Trick bei der Französischen Naht: Erst wird links auf links genäht. Dann wird umgeklappt, und die Seite wird ein zweites Mal mit einer breiteren Nahtzugabe genäht. Dabei werden die offenen Schnittkanten innen eingeschlossen und können nicht mehr ausfransen. Man spricht deshalb auch von einer Doppelnaht. Durch das Zweimal-Nähen musst du natürlich auch mehr Nahtzugabe einkalkulieren.

Echt genial, diese Französische Naht!

Die Französische Naht ist unverzichtbar bei dünnen und transparenten Stoffen, zum Beispiel bei Gardinen. Auch bei Bettzeug und Kissenbezügen kann die Französische Naht punkten. Der große Vorteil ist eben, dass die Nahtzugabe umschlossen und versteckt ist. Weil sie doppelt genäht ist, ist die Französische Naht sehr belastbar und eignet sich auch für ungefütterte Taschen. Voraussetzung ist, dass die Kante gerade ist.

Blick ins Innere des Wäschebeutels

Bei schweren Stoffen funktioniert die Französische Naht allerdings nicht so gut, weil die Nahtzugabe sehr dick wird. Bei Kleidungsstücken wie einer Jeanshose kann das störend sein. Deshalb ist da die Kappnaht die bessere Technik. Da sind die Schnittkanten auch eingeschlossen, aber die Nahtzugabe steht nicht ab, sondern liegt schön flach, weil sie abgesteppt ist.

Noch ein paar Tipps & Tricks

Unter meinem letzten Blogpost fragte Ingrid, wie man Französische Nähte an den Ecken gut hinbekommt. Eine sehr gute Frage. Mir hat sich die so gar nicht gestellt, weil ich meinen Wäschebeutel aus einer langen Stoffbahn zugeschnitten habe. Ich hatte also gar keine Bodennaht und musste auch nicht ums Eck nähen.

Meiner Erfahrung nach werden die Ecken recht knubbelig. Das lässt sich auch nicht vermeiden, wenn man die Nahtzugabe an den Ecken kürzt, bevor man wendet und die zweite Naht setzt. Vielleicht kennen hier gelernte SchneiderInnen einen speziellen Trick. Ich wüsste es jedenfalls nicht besser, liebe Ingrid, und würde dir raten, deinen Stoff im Bruch zuzuschneiden. Dann musst du nur die Seiten zusammennähen.

Tunnelzug annähen

Den Tunnelzug habe ich ebenfalls mit Französischer Naht genäht. Hier muss man auch wieder wie ein Geisterfahrer denken. Statt den Tunnelzug rechts auf rechts an den Außenstoff zu nähen, wie wir das normalerweise bei einem gefütterten Beutel machen, nähst du ihn erst mal knappkantig auf der linken Stoffseite fest. Es folgen die gleichen Schritte wie bei der Seitennaht. Und genauso geht’s auch mit den abgenähten Ecken am Boden.

Tulpen-Applikation

Um dem Wäschebeutel noch einen besonderen Pfiff zu geben, habe ich eine Tulpe appliziert. Ich nenne diese Technik „Wende-Applikation“ und werde sie beim nächsten Mal in einem extra Blogpost ausführlich vorstellen. Bis dahin, immer raus mit Fragen und Anmerkungen zum Wäschebeutel und der Französischen Naht. Hinterlasse mir gerne einen Kommentar.

→ NACHTRAG: Hier geht’s zum Tutorial: 3 Methoden, wie du eine Applikation nähen kannst. Darin zeige ich Schritt für Schritt, wie die Wende-Applikation genäht wird.

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work in progress | Tulpen & andere Februarprojekte

Anfang des Jahres habe ich mir viele Gedanken zu meinem Blog gemacht und festgestellt, ich brauche wieder einen Redaktionsplan. Nur so schaffe ich es, regelmäßig Beiträge zu veröffentlichen. Das spontane Bloggen war zwar eine Zeit lang ganz nett, aber seien wir ehrlich: Es führt zum Schlendrian. Man postet immer weniger, irgendwann schläft die Webseite ein und fristet nur noch ein Dasein als staubiges Archiv.

Deshalb erhält mein 7 Jahre altes Blogbaby in diesem Jahr wieder mehr Aufmerksamkeit und Pflege von mir. Verbunden mit regelmäßigen Fütterungen. So soll es zum Beispiel an jedem Monatsanfang einen Work-in-progress-Bericht geben. Da möchte ich dir zeigen, was gerade auf meinem Nähtisch liegt, also woran ich aktuell arbeite, welche Fortschritte meine Langzeitprojekte machen oder welche Ideen frisch geschlüpft sind. Ein kleiner Blick hinter die Kulissen und in den Prozess des Entstehens.

Gewendete Tulpen-Applikation

Aktuell bereite ich zum Beispiel meinen Taschen-Nähkurs vor, der übernächste Woche beginnt. Neben einem Kastenmäppchen, einer Umhängetasche und einem Geldbeutel werde ich mit den Teilnehmerinnen einen Wäschebeutel nähen. Der Beutel wird kein Futter, dafür aber „französische Nähte“ haben und auch innen schick aussehen. Außen nähen wir eine Tulpen-Applikation auf.

Seit dem Joseph’s Coat bin ich ja begeistert von „Wende-Applikationen“. Sie werden so schön akkurat, haben keine franseligen Stoffkanten und kommen ganz ohne Haftvlies aus. Deshalb möchte ich meine Nähschüler unbedingt mit dieser tollen Technik bekannt machen. Falls du dich dafür interessierst: Den fertigen Wäschebeutel kannst du demnächst in einem separaten Blogpost sehen. Da erkläre ich dann auch noch mal ausführlich, wie die Tulpen-Applikation gemacht wird.

Tulpen-Block aus dem Buch „Farm Girl Vintage 2“ von Lori Holt

Ehrlich gesagt kann ich gar nicht glauben, dass der Januar schon wieder vorbei ist. Wir haben uns doch eben erst „Frohes, neues Jahr“ gewünscht und jetzt soll schon wieder Februar sein? … Mein Tannenbaum-Quilt im Flur fällt schon langsam aus der Zeit, ich muss dringend mit dem Frühlingsquilt anfangen. Bisher hatte ich allerdings noch nicht die Muße, mich richtig damit zu beschäftigen und ein Layout auszutüfteln. Ich frage mich, wie andere das schaffen, so viele Baustellen auf einmal zu haben. Ich kann immer nur eins nach dem anderen. Aber immerhin weiß ich, dass es ein Tulpen-Quilt werden soll.

Ich hab’s bestimmt schon hundertmal geschrieben: Ich liebe Tulpen! Die Echten im Garten genauso wie die Genähten aus Stoff. Ich habe in der Vergangenheit schon zwei Mini Quilts mit Tulpen genäht und jedes Mal viel Spaß dabei gehabt. Tulpen lassen sich sehr einfach aus Rechtecken und Quadraten konstruieren. Es ist also kein besonders anspruchsvolles Patchwork-Projekt, sondern eins, bei dem man entspanntes Yoga-Nähen praktizieren kann. Genau das, wonach mir im Moment der Sinn steht.

Auch die Umhängetasche, an der ich gerade arbeite, ist eher ein einfaches Modell. Nach acht Jahren schneide ich endlich mal die Piepmätze vom Möbelschweden an. Obwohl, stimmt gar nicht, 2013 habe ich schon mal einen Reise-Organizer daraus genäht. Ich fand es witzig, vor kurzem auf Instagram zu erfahren, dass damals ganz viele diesen festen Dekostoff gekauft und Taschen daraus genäht haben.

Und dann denke ich natürlich auch schon wieder an Ostern. Was könnte ich dieses Jahr nähen? Ein paar Stoffeier sollen es auf jeden Fall sein. Davon habe ich noch nicht so viele und hätte gerne ein paar mehr. Bist du auch schon auf der Suche nach Oster-Nähprojekten oder steckst du mit dem Kopf gerade noch ganz woanders?

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GO’nJO – Nichts ist schwieriger als eine Männertasche!

Vergiss die Sew Together Bag, hab keine Angst vorm Reißverschluss – Die wahre Herausforderung im Leben einer Näherin ist… Achtung, jetzt kommt’s… die Männertasche! Ja, wirklich! Alle meine grauen Haare sind mir gewachsen, als ich grübelnd vor meinem Regal stand, um Stoffe für eine Männertasche auszusuchen. Da bin ich ganz sicher. Zum Glück nähe ich nur ganz selten für Männer.

Ich stehe dann da, und es ist mir ein Rätsel, was dem Mann wohl gefallen würde. Ich hab’s halt selber gerne bunt. In mir sträubt sich alles gegen tristes Grau und langweiliges Schwarz. Man(n) muss doch auch mal ein bisschen Farbe ins Leben lassen! Meistens läuft es dann auf Blau oder Braun heraus, hier sogar in Kombination. Vielleicht unterschätze ich auch viele Männer und sie tolerieren doch mehr als nur Streifen, Karos und unauffällige Farben. Ich hoffe, mir ist mit diesem GO’nJO ein Kompromiss gelungen.

Das Schnittmuster mag ich sehr. Es ist für meine Begriffe neutral, eignet sich für Frau und Mann. Oder ist die geschwungene Klappe doch zu verspielt? Och nö, oder!? Das geht schon! – Die Tasche GO’nJO, die ich bereits in unzähligen Varianten genäht habe, stammt von Astrid {mipamias}.

GO’nJO ist ein wunderbares Anfängerprojekt. Astrid erklärt in ihrem E-Book Schritt für Schritt anhand vieler Fotos, wie es genäht wird. Im geschlossenen Zustand ist die Tasche 18 x 11,5 cm groß. Du kannst darin Geld aufbewahren, Handy, Reisepass oder Notizbuch und Stift. Möglichkeiten gibt es viele. Der Freund, dem ich es zum Geburtstag schenkte, will es für Schwimmbad-Besuche benutzen. Gute Idee.

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Nähen für die Kleinen | Knistertuch & Baby-Halstücher

Was kann man frischgebackenen Eltern schenken? Schön soll das Geschenk sein, aber auch nützlich und sinnvoll. Für die Schwester meines Patenkinds habe ich vor kurzem ein Knistertuch genäht. Die Kleine ist vier Monate alt und hat sich über das Geschenk sehr gefreut, wie ich auf Handyfotos sehen konnte. Mit dem bunten Spieltuch vertreibt sie sich die Zeit während des Wickelns und greift schon eifrig nach den Schnüren, Bändern und Zipfeln.

Am schönsten ist natürlich das Knistern, das zu hören ist, wenn man das Tuch zusammenknautscht. Wir haben schon gesagt: Hoffentlich prägen wir sie nicht auf das Geräusch einer Tüte Chips. Denn ungefähr genauso klingt der Bratschlauch, den ich zwischen Musselin und bunten Stoffquadraten eingenäht habe.

Ein Schnittmuster kann ich diesmal leider nicht nennen. Ich habe es frei Schnauze genäht und mich am Knistertuch für Felia orientiert. Das Tuch ist ungefähr 20 x 20 cm groß.

In der Hoffnung, dass es lange interessant bleibt, habe ich fröhlich bunte Stoffe ausgesucht, auf denen es allerhand zu entdecken gibt: Tiere, Kinder, Blumen, Äpfel und Kirschen, Zahlen und Wörter. Nicht nur die Ohren, auch die Augen sollen ihren Spaß haben.

Weil die Kleine schon das erste Zähnchen schiebt und viel sabbert, hat sie an Weihnachten noch ein paar Halstücher von mir bekommen. Eine prima Verwertung für kleine Jersey-Reste! Das Schnittmuster heißt Baby-Dreieckstuch und ist bei kullaloo erhältlich. Das Freebook enthält drei Größen. Ich habe hier die Mini-Version für Babys von 0 – 6 Monaten genäht.

Außen Jersey, innen kuscheliger Flanell und als Verschluss Kam Snaps. Die Stellen unter den Kam Snaps habe ich mit einem Stückchen G 700 verstärkt. Man braucht nur kleine Stücke Vlies auf den Stoff zu bügeln. Das verhindert, dass die Druckknöpfe beim Öffnen und Schließen ausreißen. Auch hier kann man super kleine Vliesreste aufbrauchen.

Ich freue mich sehr, dass es ein Schwesterchen geworden ist. Für Mädchen kann man doch ganz andere Sachen nähen als für Buben. Ich bin sicher, da wird mir auch in Zukunft noch so manches einfallen, das ich hier zeigen kann.

Andere schöne Nähideen für Baby & Kind:

Tutorial | Wie benutze ich ein Inch-Lineal?

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Ein Viertel, ein Achtel, ein halbes Inch – Häh? Wer zum ersten Mal eine Nähanleitung in Inch sieht, ist erst mal irritiert. Dabei ist das alles gar nicht schwer und du musst kein Mathegenie sein! Inch-Lineale haben große Vorteile. Wer sich damit auskennt, dem eröffnet sich eine riesige Welt großartiger Nähanleitungen. In diesem Tutorial zeige ich dir, wie ein Inch-Lineal aufgebaut ist und wie du damit arbeitest.

Bevor wir ins Technische einsteigen, möchte ich dir ein paar Hintergrundinfos mitgeben. Es ist nämlich echt spannend, was es mit der alten Maßeinheit Inch auf sich hat und warum sich viele englischsprachige Länder nicht davon trennen wollen. Obwohl sich international aus guten Gründen das metrische System durchgesetzt hat, gibt es ein paar gallische Dörfer, die am Inch hängen. In den USA ist es immer noch die Hauptmaßeinheit.

Inch und Zoll ist dasselbe!

Wir kennen Inch unter der Bezeichnung „Zoll“. Es begegnet uns im Alltag nur selten, am ehesten, wenn wir elektronische Geräte kaufen. Die Bildschirmdiagonale bei Fernsehern, Notebooks oder Handys wird in Zoll angegeben, aber auch der Durchmesser von Auto- und Fahrradfelgen. Manchmal ist uns gar nicht bewusst, dass wir es mit Inch zu tun haben, wie bei der Bundweite von Jeanshosen. Wenn auf dem Etikett die Größe W 32 / L 34 steht, dann sind das Angaben in Inch.

Was Inch mit dem König von England zu tun hat

Der Meter ist eine Errungenschaft der Französischen Revolution. 1793 wurde eine Maßeinheit eingeführt, die sich direkt aus der Natur herleitet. „Ein Maß, für alle Zeit, für alle Völker!“ – Das war die große Idee der Aufklärer. Jahrtausende davor haben wir Menschen unseren Körper benutzt, um Längen zu definieren: die Elle, der Fuß, der Schritt, eine Handbreit, ein Daumenbreit. Alles alte Maßeinheiten. Der Schwachpunkt dieser Maße: Es sind nur ungefähre Größen, und sie wurden regional sehr unterschiedlich definiert.

Das Inch wurde im Jahr 1101 von Heinrich I. von England eingeführt und bezog sich auf die Breite seines Daumens. Heute ist das englische Inch genormt und beträgt haargenau 0,0254 Meter, also 2,54 Zentimeter. Du kannst dir also merken:

1 Inch = ungefähr 2,5 cm

Super, dann kann ich doch ganz einfach Inch in Zentimeter umrechnen, oder?

Ja, aber nicht bei allen Nähprojekten! Wenn du Taschen oder Accessories nähst, ist das kein Problem. Hier kommt es nicht auf den Millimeter an. Verwende z. B. dieses praktische Online-Tool, um Inch in Zentimeter umzurechnen. Krumme Zahlen kannst du auf- oder abrunden.

Aber beim Patchworken ist Präzision alles. Deshalb sind selbst gebastelte Inch-Lineale oder aufwendige Umrechnereien keine zufriedenstellende Lösung. Die Millimeter-Fehler summieren sich und am Ende ärgerst du dich nur. Wenn du es häufiger mit Nähanleitungen in Inch zu tun hast, dann investiere in ein oder zwei gute Inch-Lineale. Woran du ein gutes Lineal kennst, habe ich bereits in einem anderen Artikel geschrieben:

Schau dir dazu an: Tipps – Die 5 besten Lineale zum Nähen und Patchworken

So bekommst du ein Gefühl für Inch

Wir sind mit Zentimetern groß geworden und darauf geeicht. Deshalb ist es gar nicht so leicht, ein Gefühl für Inch zu entwickeln. Unter einer 20 x 30 cm großen Tasche kann ich mir sofort etwas vorstellen. Ich weiß, die Tasche ist ungefähr so groß wie ein Din A4-Blatt. Aber wie groß ist eine 10 Inch breite Tasche?

Mir helfen auch hier Vergleiche. Damit kann ich mir Inch-Maße besser vorstellen. Ich merke mir z. B. dass ein A4-Blatt etwa 12 Inch lang ist. Ein A5-Blatt ist ungefähr 8 Inch lang. 10 Inch = 25 cm. 20 Inch = 50 cm. Und mein Zeigefinger – der König von England lässt grüßen – ist 3 Inch lang.

Nähen mit Viertel und Achtel

Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen Inch und Zentimeter. Wir haben im dezimalen System 10er-Schritte, wie 0,1 cm, 0,2 cm, 0,3 cm. Die Maßeinheit Inch beruht dagegen auf 8er-Schritten, und die lassen sich besser als Bruch darstellen: 1/8, 1/4, 1/2. Auf dem Inch-Lineal steht jeder Strich für ein Achtel.

Inch-Lineal (links) und Geo-Dreieck mit Zentimeter-Einteilung (rechts)

Die Vorteile des Inch-Lineals fallen sofort auf. Es gibt viel weniger Striche als beim Zentimeter-Lineal, und die Striche liegen weiter auseinander. Das Inch-Lineal ist insgesamt übersichtlicher. Dadurch kannst du es blitzschnell anlegen und Stoff zuschneiden. Also keine Angst vorm Inch-Lineal! Du gewöhnst dich ganz schnell daran und wirst es nicht mehr missen wollen. Ich rechne inzwischen sogar häufiger von Zentimeter in Inch um, weil ich viel lieber mit Inch arbeite.

Darstellungsformen in Nähanleitungen

Maße in Inch werden als Bruch, gemischter Bruch oder Dezimalzahl angegeben. Damit du immer weißt, was gemeint ist, hier eine Übersicht mit Beispielen:

  • Bruch: Häufig werden dir Brüche begegnen: 1/2″ oder ½“ steht dann für ein halbes Inch.
  • Gemischter Bruch: eine Mischung aus ganzen Zahlen und Brüchen, z. B. 3 1/2″ oder 3 ½“  für dreieinhalb Inch. In amerikanischen Nähanleitungen wird oft auch ein Bindestrich benutzt: 3-1/2″ Diese Variante hat den Vorteil, dass sie gut zu lesen ist.
  • Dezimalzahl: Brüche kann man auch in Dezimalschreibweise mit Punkt oder Komma angeben: 0.5″ oder 0,5″ steht für ein halbes Inch. 0.25″ steht für ein viertel Inch. Schwierig wird es mit Maßen wie 5/8″. Das wären in Dezimalschreibweise 0.625″, was schlecht zu erfassen ist und deshalb in der Regel vermieden wird.
  • Anführungsstriche: “ sind die Abkürzung für Inch. Beispiel: 2″ bedeutet 2 Inch. Manchmal wird Inch auch mit „in“ abgekürzt.

Nähen mit 1/4 Inch Nahtzugabe

Beim Patchworken wird standardmäßig mit 1/4 Inch Nahtzugabe genäht. Das sind etwa 0,6 cm. Es gibt sogar Viertel-Inch-Nähfüße, die viele Nähmaschinen-Hersteller als Extra-Zubehör anbieten. Besonders gut finde ich den Viertel-Inch-Fuß mit Führungsschiene. Damit wird das genaue Einhalten der Nahtzugabe zum Kinderspiel. Aber auch viele Standard-Nähfüße haben Einkerbungen oder farbliche Markierungen für 1/4 Inch. An denen kannst du dich beim Nähen orientieren.

Viertel-Inch-Nähfuß mit Führungsschiene (links), Geradstich-Nähfuß mit Einkerbungen für 1/4 Inch und 1/8 Inch (rechts)

Beispiele zum Üben

Nach all den Jahren ist mir der Umgang mit Inch-Linealen in Fleisch und Blut übergegangen. Ich habe mich so sehr daran gewöhnt, dass ich mittlerweile ungern mit Zentimenter-Linealen arbeite. Aber für eine/n Anfänger/in ist es gar nicht so einfach, das Lineal auf Anhieb richtig anzulegen. Das erlebe ich in meinen Nähkursen immer wieder. Es braucht ein bisschen Übung. Hier zwei Beispiele, damit dir das Messen und Stoffzuschneiden leichter fallen:

Jetzt bist du bereit für die großartige, wundervolle Patchwork-Welt! Ich wünsche dir viel Spaß beim Messen und Nähen. Und wenn noch eine Frage offen geblieben ist, schreib mir gerne einen Kommentar.

Interessante Links und Tipps:

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