100 Dinge, die Fahrradfahrer einmal im Leben getan haben sollten – Klingt nach einem super Buchtitel, oder? Falls es das Buch schon gibt, sollte darin unbedingt das Kapitel „Kopenhagen mit dem Fahrrad entdecken“ auftauchen. Sonst kannst du es vergessen. Finger weg, Geld sparen und lieber ein Zugticket nach Dänemark kaufen!
Vor unserem Urlaub hatten wir uns ehrlich gesagt wenig Gedanken gemacht, was wir uns alles ansehen wollen und welche Ausflüge wir machen möchten – das ergibt sich ja meistens nach Lust und Laune vor Ort -, aber für unseren Abstecher nach Kopenhagen stand felsenfest: Einen Tag lang werden wir uns Fahrräder ausleihen und die Stadt mit dem Fahrrad erkunden. Au ja, das hat in Amsterdam vor zwei Jahren ja schon so viel Spaß gemacht!

Promenade an der Kalvebod Brygge in Kopenhagen
Kopenhagen ist für mich eine der schönsten Städte Europas, und das sage ich jetzt nicht nur, weil dort jeden Tag 1,2 Millionen Kilometer von der Bevölkerung weggeradelt werden und es dort eine wahnsinnig gut ausgebaute Radinfrastruktur mit breiten Fahrradwegen gibt. Ich mag auch das viele Wasser, die Architektur, die Parks und Museen und die Entspanntheit und Weltoffenheit, die Kopenhagen ausstrahlt. Überall in der Stadt findest du Orte, an denen es sich lohnt, anzuhalten, ein bisschen zu sitzen und das Gesicht in die Sonne zu strecken. Wir Glückspilze hatten aber auch richtig tolles Wetter. 24 Grad, leichter Wind – besser geht’s gar nicht.
Das Schöne an einer Stadterkundung per Fahrrad ist natürlich, dass du einen viel größeren Bewegungsradius hast und sehr schnell an tolle, interessante Orte gelangst, ohne dir dabei die Hacken abzulaufen. Du bekommst ein anderes, viel intensiveres Gefühl für eine Stadt, wenn du zusammen mit Einheimischen an der Ampel stehst und auf Grün wartest oder spätnachmittags im Feierabendverkehr zum Beispiel die Vester Søgade runterfährst. Du spürst ein bisschen, wie es wäre, in dieser Stadt zu leben. Für mich als Dorfmensch und Landei ist das immer spannend, obwohl ich am Ende doch nie tauschen wollte.

Von unserem Hotel in Vesterbro aus nicht gerade in Laufweite, mit dem Fahrrad aber gut zu erreichen: Die Kleine Meerjungfrau – Das Tourispektakel fast interessanter als die Figur selbst.
Falls du dich jetzt fragst, ob es nicht ganz schön gefährlich ist, mit so vielen Fahrradfahrern und dem ganzen Autoverkehr in einer fremden Stadt, muss ich sagen: Ich fahre hundertmal lieber in Kopenhagen, wo es breite Fahrradwege neben der Fahrbahn gibt, mit Abbiegerspuren und Rad-Ampeln, als in Frankfurt am Main, der Stadt, die ich am besten kenne. Ja klar, Radfahren in der Stadt ist nicht ohne, man muss gut aufpassen, aber die freundlichen Kopenhagener haben ein Auge auf uns Touris. Sie erkennen uns ja in unseren Hotel- oder Leihfahrrädern und geben gerne mal einen hilfreichen Tipp wie „Weißt du, wir hier in Kopenhagen heben immer die Hand, wenn wir anhalten wollen. Dann weiß der hinter dir Bescheid.“

Fahrrad-Parkplatz – Im Zentrum ist es natürlich besonders voll.
Ich habe das Radfahren in Kopenhagen jedenfalls als sehr viel weniger gefährlich und riskant empfunden als in Amsterdam. Wenn du dich auf den Fahrradwegen immer rechts hältst, die schnelleren Radler links an dir vorbeifahren lässt, immer schön den Schulterblick machst, wenn du überholen oder abbiegen willst, vor dem Anhalten die Hand hebst und dann zügig den Fahrradweg verlässt, kann eigentlich gar nicht viel passieren. Die Rushhour früh morgens und am späten Nachmittag solltest du nach Möglichkeit vielleicht eher meiden. Und sollte dir der Verkehr trotzdem mal zu anstrengend werden, vor allem im Zentrum, dann mach einfach ein kleines Päuschen! Ob an großen Plätzen oder in den Straßen, überall gibt es Möglichkeiten, sein Fahrrad abzustellen.

Bunte, mit Blumen und Fähnchen geschmückte Fahrräder sind wohl eher ein holländisches Phänomen. Die meisten Kopenhagener scheinen es lieber schlicht und unauffällig zu mögen.
Bei der Gelegenheit kannst du dann auch gleich einen kleinen Snack „home made food on the go go“ zu dir nehmen, z. B. am Gastro Trucken, einem witzigen Imbiss-Wagen, den wir in der Nähe von Nyhavn gesehen haben. Auch an tollen Restaurants ist Kopenhagen nicht arm. Nachdem wir an drei Abenden so hervorragend und unfassbar lecker gegessen haben, habe ich ja die Theorie aufgestellt, dass man in Kopenhagen gar nicht schlecht essen kann.

In Kopenhagen ein Foto zu machen, ohne einen Radfahrer mit aufs Bild zu bekommen, ist nahezu unmöglich.

Rent a bike am Nyhavn
Neben den Rent-a-bike-Läden gibt es ein sehr modernes, öffentliches Fahrradverleihsystem namens „gobike“. Die weißen Cityräder stehen in der Stadt verteilt an speziellen Docking Stations, sind mit einem zuschaltbaren E-Motor und, was ich besonders genial finde, mit einem Tablet-PC am Lenker ausgestattet. Über das robuste Tablet bezahlt und entriegelt man das Rad, kann GPS-Funktionen nutzen, sich über Sehenswürdigkeiten informieren lassen oder Fahrpläne für öffentliche Verkehrsmittel abrufen. Das hatte ich schon vor unserer Reise im Internet gelesen. Natürlich war ich extrem neugierig auf diese Leihfahrräder.

n den mit Ökostrom betriebenen Fahrradständern werden die E-Bikes wieder aufgeladen.
Tatsächlich hat es am ersten Tag eine ganze Weile gedauert, bis wir überhaupt mal die erste gobike-Station fanden. Viele, viele Radfahrer, aber kaum jemand, der auf einem gobike fährt, höchstens mal ein paar Touristen – das war jedenfalls unser subjektiver Eindruck. Die Idee der Verkehrsplaner, gobike neben Bus und Bahn als Bestandteil des öffentlichen Verkehrssystems in Kopenhagen zu etablieren, ist, glaube ich, nicht aufgegangen.

Bei näherem Betrachten ist es auch ein ganz schön teurer Spaß, besonders wenn man das Rad für mehrere Stunden haben möchte. Pro Fahrrad werden generell 200 Kronen (ca. 27 €) Pfand und 25 Kronen (ca. 3,40 €) Leihgebühr in der Stunde fällig. Bei zwei Fahrrädern und z. B. 10 Stunden Ausleihdauer wären das etwa 70 Euro Miete! Wir fanden das jedenfalls übertrieben teuer und haben uns lieber für die Hälfte des Geldes in unserem Hotel zwei normale Stadträder für den ganzen Tag ausgeliehen. Wer braucht auch schon ein E-Bike in einer Stadt, die komplett flach ist?

Das Staatliche Kunstmuseum mit toller Außenanlage – Unbedingt besuchen!

Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten und von vielen Touristen besucht: Nyhavn
Wenn du schon mal in Kopenhagen bist, darfst du natürlich auf keinen Fall versäumen, Nyhavn einen Besuch abzustatten. Besonders an einem sonnigen Tag, wenn die bunten Häuser so herrlich angestrahlt werden, ist das ein toller Ort. Am besten das Fahrrad irgendwo abstellen und zu Fuß an den vielen Restaurants, Tavernen und Straßenmusikern vorbeischlendern. Für einen Nähnerd wie mich natürlich auch ein Muss: Eine Stippvisite bei Stoff und Stil. Das Geschäft ist der real gewordene Versandkatalog. Sehr witzig. Selbstverständlich konnte ich nicht widerstehen und musste ein kleines Erinnerungsstöffchen mitnehmen.

Stoff und Stil in der Vesterbrogade

Von Nyhavn aus starten auch die Hafenrundfahrten.
Du siehst: Kopenhagen ist unbedingt eine Reise wert. Die Stadt ist einfach toll! Und auch als Tourist kann man sich ruhig trauen, mit dem Fahrrad auf Entdeckungstour zu gehen. Wenn du ein paar Verkehrsregeln beachtest und versuchst, mit den anderen Fahrradfahrern im Fluss zu fahren, macht es echt viel Spaß und ist ein unvergessliches Erlebnis.
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