Dass ein DaWanda-Shop nicht nur Geld einbringt, sondern auch kostet, habe ich dir in diesem Artikel gezeigt. Heute soll es nicht um finanzielle Ausgaben gehen, sondern um die Zeit, die der Onlineverkauf beansprucht. Zeit ist Geld, sagt der schlaue Unternehmer, und je effizienter und zeitsparender du arbeitest, umso größer dein Gewinn.
Anhand eines Stiftemäppchens zeige ich dir, wie viel Zeit es kostet, einen Artikel zu nähen, zu fotografieren, in den DaWanda-Shop einzustellen, zu verkaufen und auf die Reise zum Kunden zu schicken. Insgesamt vier Stiftemäppchen habe ich extra für diesen Blogpost genäht und dabei zum ersten Mal genau auf die Uhr geschaut. Das Ergebnis hat mich selbst überrascht.

Abgesehen vom Einkauf günstiger Materialien ist ein gutes Zeitmanagement das A und O, wenn du mit deinem DaWanda-Shop Geld verdienen möchtest. Vielleicht ist dir das sowieso klar, ich habe allerdings erst mit der Zeit kapiert, wie wichtig das ist. Lege Arbeitsschritte zusammen, wo immer es geht, vereinfache die Prozesse und verliere dich nicht in Details! Näh keine Einzelstücke, sondern gleich eine kleine Serie eines Artikels! So musst du nicht ständig zwischen verschiedenen Stoffen und Schnitten, zwischen Werkzeug und Geräten hin und her wechseln. Erfolgreiche Shopbetreiber entwickeln Produktionsstraßen für ihr „Rennpferd“ und sind dadurch in der Lage, effizient herzustellen und zu verkaufen.
Für diesen Blogartikel habe ich eine Serie von vier Stiftemäppchen aus dem tollen Fabric Fever von Cherry Picking genäht, die ab heute in meinem DaWanda-Shop erhältlich sind. Der Weg bis dahin ging über acht Stationen, die ich dir jetzt vorstellen möchte. Am Anfang steht die Idee…

Moment… vor der Idee steht eigentlich noch etwas anderes, nämlich der Einkauf der Materialien. Entweder fahre ich mit dem Auto in das 15 km entfernte Nähgeschäft oder ich shoppe online, was ich für mein Projekt brauche. Stoffe werden vorgewaschen, zum Trocknen auf die Leine gehängt und gebügelt. Diese Vorbereitungen sind zeitlich schwer zu bemessen, aber ich würde mal einen symbolischen Wert von 20 Minuten veranschlagen.
Auch sehr unterschiedlich ist die Dauer der Ideenfindung und Produktentwicklung. Eine Idee zu testen, auszuarbeiten, dabei Sackgassen zu gehen, neu zu probieren und schließlich einen Protoyp zu nähen, kann wenige Stunden oder etliche Tage dauern. Mein einfaches, flaches Stiftemäppchen stand in 90 Minuten. Den Prototypen habe ich noch mit einer verdeckten Reißverschlusstasche innen und einem hochwertigen greenfietsen-Lederlabel versehen. Weil beides den Preis für das Mäppchen aber in die Höhe treiben würde, habe ich diese Extras gestrichen und die Mäppchen für den Shop ohne Label und Innentasche genäht.

Bevor es überhaupt ans Nähen gehen kann, müssen die Schnittteile vorbereitet werden. Das kostet oft genauso viel oder sogar mehr Zeit als das reine Nähen. Für den Zuschnitt der vier Stiftemäppchen inklusive Vorbereiten der Reißverschlüsse und Schlaufen habe ich 80 Minuten gebraucht. Das schaffe ich aber nur, wenn die Stoffauswahl feststeht, es kaum Variationen gibt und ich sehr zügig arbeite. Das anschließende Aufbügeln der Vlieseinlagen hat dann noch mal mit 25 Minuten zu Buche geschlagen. Für die Vorbereitung der Schnittteile habe ich also 1 Stunde und 55 Minuten gebraucht. So, jetzt kann endlich genäht werden…

Wenn ich Routine habe und jeder Handgriff sitzt, kann ich ein Stiftemäppchen in 20-25 Minuten nähen, absteppen, wenden, ausformen und bügeln. Für alle vier Mäppchen habe ich 1 Stunde und 40 Minuten gebraucht. Eins hat mich mehr Zeit gekostet, weil ich aus Unachtsamkeit die Schlaufe nicht nur am Oberstoff, sondern auch gleich am Futterstoff festgenäht habe. Doof, aber so was passiert und gehört dazu! Schließlich sind wir Menschen und keine Maschinen und stellen Handarbeit her, keine Industrieprodukte.

Für die vier Stiftemäppchen habe ich auf den zeitintensiven Aufbau eines perfekt ausgeleuchteten Fotosets verzichtet und auch die Profi-Spiegelreflexkamera im Schrank gelassen. Stattdessen habe ich mir mein iPhone geschnappt, die Mäppchen auf weißen Tonkarton gelegt und bei Tageslicht unter meinem Dachfenster fotografiert. Natürlich können meine Bilder nicht mit professionellen Produktfotos mithalten, aber hier gilt für mich das Pareto-Prinzip: 20 % Zeitaufwand und 80 % Ergebnis. Das reicht mir in diesem Fall. Für das Fotografieren der vier Mäppchen habe ich genau 20 Minuten gebraucht.

Meine Handyfotos lade ich mit der tollen App „DS Photo“ auf unseren NAS-Server, auf den ich von meinem Rechner aus zugreifen kann. Das ist superbequem und geht in Sekundenschnelle. Sofort kann ich damit beginnen, die Fotos in die entsprechenden Ordner zu sortieren, eine Auswahl zu treffen, zu löschen und die übriggebliebenen richtig zu benennen und abzulegen. Möchte ich das Stiftemäppchen später noch einmal nähen und zum Verkauf anbieten, kann ich dann auf diese Fotos zurückgreifen. Der Upload und die Datenverwaltung für die vier Stiftemäppchen haben etwa 20 Minuten gedauert.
Helle, aussagekräftige Produktfotos sind immens wichtig, und so drehe ich meist noch kräftig an den Reglern für Helligkeit und Kontrast. Am liebsten benutze ich das kostenlose Programm PicMonkey. Die Bildbearbeitung ist sehr benutzerfreundlich, und beim Zuschneiden kann ich das Format 4:3 auswählen, das von DaWanda für Produktfotos empfohlen wird. Neben PicMonkey gehört GIMP zu meinem Standard-Bildbarbeitungsprogramm. Für das Finetuning von 16 Fotos (4 pro Mäppchen) habe ich 40 Minuten gebraucht, also etwa 10 Minuten pro Mäppchen. Wenn du mehr Zeit investierst, kannst du auch die hellgrauen Schatten auf den Fotos retuschieren, aber für Produktfotos verzichte ich meist auf diesen Mehraufwand. Pareto-Prinzip!

Jetzt kann ich die Stiftemäppchen in meinen DaWanda-Shop einstellen. Bis vor kurzem musste man dafür ein 4-seitiges Formular ausfüllen, in dem alle Informationen abgefragt wurden, die den Kunden interessieren: eine Produktbeschreibung, Maße und Gewicht, verwendete Materialien, Versandkosten und einiges mehr. Beim Upload meiner Fotos und beim Aktualisieren der Seite hat es (zumindest bei mir) öfters mal geklemmt, deshalb freue ich mich, dass DaWanda gerade an einem schlankeren Einstellformular und einer verbesserten Produktverwaltung arbeitet. Die Beta-Version steht schon zum Testen bereit; ich warte aber noch auf die ausgereifte Software, bevor ich umstelle. Die vier Stiftemäppchen habe ich also nach altem Prinzip eingestellt, und das hat insgesamt 30 Minuten gedauert. Eine große Zeitersparnis war, dass ich auf Textbausteine von einem meiner früheren Stiftemäppchen zurückgreifen und für alle vier Mäppchen die gleiche Beschreibung verwenden konnte. Sonst hätte es sehr viel länger gedauert.

Trommeln gehört zum Handwerk! Wenn du in dem riesigen Angebotsdschungel auf DaWanda gesehen werden willst, musst du selbst aktiv werden und in deinen Kreisen Werbung für deine Produkte machen. Meine sozialen Kanäle sind Facebook, Pinterest, Instagram, Twitter und natürlich mein Blog. Die Zeit, die das Social Networking in Anspruch nimmt, ist schwer zu erfassen, weil es nicht damit getan ist, einen Post zu veröffentlichen, sondern die Kommunikation mit Lesern, Followern und potenziellen Kunden selbstverständlich dazugehört. 25 Minuten brauche ich mindestens, um meine Stiftemäppchen zu bewerben.
Viele DaWanda-Verkäufer machen sich darüber hinaus die Mühe, ihre Produkte täglich zu aktualisieren, damit sie bei der Artikelsuche immer wieder vorne landen. Bei mehr als 4.300 Stiftemäppchen, die auf DaWanda angeboten werden, ist das wohl keine schlechte Maßnahme. Ich hab bisher aber noch nicht in diese Trickkiste gegriffen.

Juchu, Klara Mustermann hat ein Stiftemäppchen gekauft! Jetzt muss es schön verpackt und versandfertig gemacht werden. Das dauert bei mir etwa 15 Minuten. Textilkennzeichnung, die Rechnung und eine Visitenkarte mit einem kurzen Gruß gehören für mich selbstverständlich dazu. Die Postfiliale in unserem Dorf hat leider nur nachmittags geöffnet, dementsprechend lang ist manchmal die Warteschlange. Meistens schaffe ich es aber, meine Sendung innerhalb von 10-15 Minuten aufzugeben. Großbriefe passen erfreulicherweise jederzeit in den Postkasten.

Wie sieht nun meine Arbeitszeit pro Mäppchen aus? … Wenn ich alle Positionen zusammenzähle und dann durch vier teile, komme ich auf eine Zeit von 140 Minuten pro Mäppchen! Zwei Stunden und 20 Minuten habe ich benötigt, um ein einziges Stiftemäppchen zu produzieren, zu fotografieren, einzustellen, zu bewerben und zu verschicken. Wobei nur eine Stunde davon reine Produktionszeit ist! Alles andere ist, was sonst noch so dranhängt und gerne mal vergessen oder unterschätzt wird. Natürlich wird die Gewinnspanne größer, je mehr Stiftemäppchen ich verkaufe, denn der Anteil, der Ideenfindung und Produktentwicklung ausmacht, wird immer kleiner und relativiert sich. Auch Fotos und Produktbeschreibungen können für die gleichen Artikel wiederverwendet werden und schlagen nicht mehr so stark auf dem Zeitkonto zu Buche.
Deshalb ist es von großer Bedeutung, Produkte zu entwickeln, die sich gut verkaufen und die du immer wieder nähen und anbieten kannst. Erst dann beginnt es sich zu rentieren. …
Wie ist das bei dir? Betreibst du einen DaWanda-Shop und hast deine Arbeitszeit immer genau im Blick? Wie sieht dein Zeitmanagement aus? Erzähl doch mal!

Die vier Stiftemäppchen, die für diesen Blogartikel entstanden sind, findest du ab sofort in meinem DaWanda-Shop. Beim nächsten Mal geht es um eines der schwierigsten Themen: die Preiskalkulation. Wie finde ich den richtigen Preis für mein Handmade-Produkt?

Weitere Artikel:
→ Genähtes auf DaWanda verkaufen – Lohnt sich das? – Teil #1
→ Welche Kosten verursacht mein DaWanda-Shop? – Teil #2
→ Wie viel ist ein Handmade-Produkt wert? – Teil #4
→ Acht Dinge, die deinen DaWanda-Shop erfolgreich machen – Teil #5
→ Interview / Katherina von „stitchydoo“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #6
→ Interview / Christiane Petscha über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #7
→ Interview / „Nane“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #8
→ Interview / Jana von „ambaZamba“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #9
→ Interview / Sarah von „Mädchenkram“ über das Verkaufen auf DaWanda – Teil #10
→ Mein Fazit / Lohnt es sich, Genähtes auf DaWanda zu verkaufen? – Teil #11