Das Geheimnis ist gelüftet: Der 10. Block von 6 Köpfe – 12 Blöcke ist der Joseph’s Coat. Gestern hat Andrea {Quiltmanufaktur} die Anleitung dazu veröffentlicht. Zum zweiten Mal nähen wir also einen runden Block und üben uns in der jahrhundertealten Technik des Applizierens. Auf den Spuren unserer Vorfahrinnen.
Applikationen sind ein wesentlicher Bestandteil von traditionellem Patchwork. Während das Aufnähen von Stoffteilen zur Dekoration von Quilts und Kleidung früher reine Handarbeit war, können wir heute eine Nähmaschine dafür benutzen. Von diesem Luxus habe ich diesmal auch Gebrauch gemacht. Das Nähen von Hand kann ein großer Genuss sein, aber nur wenn man Zeit und Muße dafür hat. So geht’s mir jedenfalls. Durch unseren Umbau bin ich da im Moment etwas pragmatischer. Wenn ihr auch keine Zeit oder Lust zum Handnähen habt, scheut euch nicht, das Applizieren mit der Maschine zu machen. Das ist absolut erlaubt!
Ich zeige euch mal Schritt für Schritt, wie mein Joseph’s Coat entstand. Der weiße Hintergrund ist gesetzt, bei den Blättern habe ich mich für Bunt entschieden: vier verschiedene Farben, von jeder Farbe drei Stoffe. Macht insgesamt 12 verschiedene Blätter. Die kräftigen Stoffe habe ich nach außen gesetzt, die komplementären Farben einander gegenüber.
Beim Vlies habe ich mich ganz und gar an Andreas Tipp gehalten: Vlieseline L 11. Ich bin total begeistert von diesem „Zaubervlies“, wie Gesine es mal so schön genannt hat. Bei Applikationen kommt mir in Zukunft gar nichts anderes mehr in die Tüte! Auch Applikationen auf Taschen werde ich nur noch so machen. Das geht ganz hervorragend, und das Ergebnis ist perfekt.
Die Technik an sich ist mir nicht neu. Ich habe schon öfter Applikationen nach dieser Methode gemacht. Auch den Schülern in meiner Näh-AG bringe ich es so bei. Aber bisher habe ich immer Stoff dafür genommen, kein Vlies. Auf die Idee muss man ja auch erst mal kommen! In meinem Schrank liegen nur Bügeleinlagen wie G 700 oder F 220, aber die sind dafür weniger geeignet, weil nach dem Wenden beim Flachbügeln die Klebepunkte schmelzen und alles zusammenbackt.
Das L 11 hingegen ist ein Gewebe ohne Klebepunkte. Es ist hauchdünn und wird vor allem beim Nähen von Blusen und Kleidern verwendet. Obwohl es so dünn ist, lässt es sich prima vernähen und sehr gut wenden und ausformen. Die Blätter werden fast exakt so groß wie die Schablone, sehr formgenau und wunderbar flach. Nur an den Spitzen gibt’s etwas Verlust. Also ich kann’s nicht anders sagen: Ich bin begeistert! Keine Applikation mehr ohne L 11!
Beim Übernehmen des Umrisses schwöre ich weiterhin auf meinen Magic Pen, der eine ganz feine Linie zeichnet, die später wieder von selbst verschwindet. Wie ihr seht, habe ich exakt auf meiner markierten Linie genäht. Dazu orientiere ich mich am mittleren Strich auf meinem Nähfüßchen. Stichlänge: 2,0.
Um die richtige Position für meine Blätter zu finden, habe ich meinen Hintergrundstoff gefaltet, so wie es Andrea in ihrer Anleitung beschreibt: diagonal und jeweils zur Hälfte. Allerdings habe ich nicht den ganzen Stoff gefaltet, sondern nur an den Stellen, an denen ich die Markierung brauche: in der Mitte und an den vier Seiten. So muss ich mir keine Sorgen machen, dass ich später die Falten nicht mehr rausgebügelt bekomme. Auf den Zirkel habe ich verzichtet, weil ich den Bleistiftstrich auf meinem weißen Stoff nicht mehr entfernen kann. Gibt’s eigentlich einen Zirkel mit Trickmarker?
Die Blätter sollten so positioniert werden, dass seitlich mindestens ein Viertel Inch Nahtzugabe übrig bleibt. Theoretisch sollte sogar mehr Platz sein, aber das Viertel Inch brauchen wir auf jeden Fall! Darauf also achten! Ich habe jedes Blatt vorsichtig angehoben – erst die eine Hälfte, dann die andere – und großzügig Textilkleber auf den Stoff geschmiert. Dafür habe in den gleichen Klebestift benutzt wie beim Hexies-Applizieren: den Fabric Glue Pen von Sewline bzw. den Aqua-Fixierstift von Prym. Die tun beide dasselbe. Dann habe ich zur Sicherheit noch mal zwei Nadeln pro Blatt gesteckt, damit mir auch wirklich nichts verrutscht. Aber bei genug Kleber und Nadeln ist es nahezu unmöglich, dass sich etwas verschiebt.
Wenn ihr die Blätter mit der Maschine aufsteppen wollt, so wie ich es gemacht habe, solltet ihr darauf achten, dass die Blätter sehr gut gebügelt sind und sich nicht aufplustern. Damit ihr keine Luft hineinnäht, zwischendurch immer mal glattstreichen und die Nadeln erst am Ende entfernen. Weil ich persönlich es schöner finde, habe ich Anfang und Ende meiner Steppnaht nicht vernäht, sondern die Oberfäden auf die Rückseite gezogen und dort mit den Unterfäden verknotet. So ganz ohne Handarbeit ging es also bei mir auch nicht.
Mehr Tipps und Inspiration findet ihr heute bei Gesine, die sich für ihren Joseph’s Coat etwas ganz Besonderes hat einfallen lassen. Schaut mal bei ihr vorbei! In den nächsten Tagen zeigen euch dann Dorthe, Verena und Nadra ihren fertigen Joseph’s Coat.
Ich wünsche euch einen schönen Tag der Deutschen Einheit und eine tolle Herbstwoche!
Ganz liebe Grüße!
Links zu den Tutorials:
- Januar – Rolling Stone (lalala patchwork)
- Februar – Churn Dash (ellis & higgs)
- März – Broken Dishes (einfach bunt Quilts)
- April – Dresden Plate (Quiltmanufaktur)
- Mai – Dutchman’s Puzzle (greenfietsen)
- Juni – Pineapple & Log Cabin (Allie & Me)
- Juli – Snail’s Trail (lalala patchwork)
- August – Card Trick (ellis & higgs)
- September – Bear’s Paw (einfach bunt Quilts)
- Oktober – Joseph’s Coat (Quiltmanufaktur)
Links zum Weiterlesen:
- Lass uns 2017 gemeinsam einen Quilt nähen
- Meine Stoffauswahl und ein paar Tipps für dich
- Nahtzugaben bügeln – Auseinander oder zu einer Seite?
- Wie du auch ohne Inch-Fuß mit 1/4 Inch Nahtzugabe nähst
- Tipps & Tricks zum Nähen des Dresden Plates
- Mini-Tutorial | Churn Dash Nadelkissen
- Mein Tipp: Die Zeitschrift „Simply Kreativ Patchwork + Quilting“
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